György Ligeti: The Ligeti Project © 2016 Warner Classics 0825646028580

Die Alten ungarischen Gesellschaftstänze sind Salonstücke im »Verbunkos-Stil« (so der Name für die damalige Unterhaltungsmusik), die als Klaviersatz von vier bekannten Komponisten gegen Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden. Ich habe diese Stücke arrangiert – die Melodien stammen nicht von mir, die Harmonisierung nur zum Teil. Dagegen ist die Instrumentation für Flöte, Klarinette und Streichorchester und die Verknüpfung der Stücke zu einer Suite meine Arbeit. Eigentlich handelt es sich um eine Studentenarbeit – sie war Teil meiner Abschlussprüfung an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest 1949. Solche Stücke dienten auch als Schutz vor dem Zwang, festlich-kommunistische Kantaten zu schreiben (1949 war die Stalin-Rákosi-Diktatur fest etabliert). Diese quasi nationalistischen Tänze waren ein Notausgang zum möglichen Kompromiss, meine eigentlichen Kompositionen blieben verboten.

Geschrieben am 6. September 2000. Erstdruck im Programmheft zum Festival »Gütersloh 2000: György Ligeti (3)«in Gütersloh, 23.–26. November 2000, S. 26.

Abdruck aus: György Ligeti, Gesammelte Schriften (Veröffentlichungen der Paul Sacher Stiftung, Bd. 10), hrsg. von Monika Lichtenfeld, Mainz: Schott Music 2007, Bd. 2, S. 149. © Paul Sacher Stiftung, Basel und Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz, Bestellnummer: PSB 1014